Genauer hingeschaut: das Klimaschutzkonzept 2030 im Detail
Das Klimaschutzkonzept ist der Fahrplan für die gesamte Stadt, um Klimaneutralität zu erreichen. Konkret heißt das, dass die CO2-Emissionen pro Kopf von ehemals acht Tonnen in 2017 auf 0,5 Tonnen in 2040 sinken sollen. Was ambitioniert klingt, ist wesentliche Grundlage für ein zukunftsfähiges Leben in Karlsruhe.

Was bedeutet Klimaneutralität?
Unser moderner Lebensstil führt dazu, dass ständig CO2 ausgestoßen und dadurch der menschgemachte Klimawandel vorangetrieben wird. In unterschiedlichsten Bereichen entstehen vermehrte CO2 -Emissionen, zum Beispiel beim Autofahren oder durch das Heizen mit fossilen Brennstoffen und in schlecht gedämmten Gebäuden. Der jährliche CO2-Ausstoß der Stadt Karlsruhe betrug 2017 acht Tonnen pro Kopf. Bis 2040 will Karlsruhe klimaneutral werden. Das bedeutet, dass der CO2-Ausstoß pro Kopf durch eine Vielzahl von Maßnahmen auf 0,5 Tonnen reduziert werden soll. Auf dem Weg zu diesem Ziel verfolgt das aktuelle Klimaschutzkonzept das Zwischenziel, bis 2030 einen Pro-Kopf-Ausstoß von höchstens 3,3 Tonnen zu erreichen.
Von den Folgen des Klimawandels wird Karlsruhe laut neuesten Hochrechnungen besonders betroffen sein: Während die Durchschnittstemperatur im globalen Mittel um zwei Grad steigt, ist es in der Innenstadt von Karlsruhe verglichen mit dem Umland im Sommer bereits heute um etwa sechs Grad wärmer. Karlsruhe - wie anderen vergleichbaren Städten auch - droht hiermit große Trockenheit und Hitze, die das Leben in der Stadt sehr herausfordernd machen. Daher liegt es auf der Hand, dass Karlsruhe seinen Teil zum globalen Klimaschutz beitragen und den CO2-Ausstoß stark reduzieren möchte.
Das Pariser Klimaabkommen
Das Pariser Klimaabkommen wurde auf der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015 vereinbart und besagt, dass die internationale Gemeinschaft sich gemeinsam für die Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen einsetzt. Um den menschgemachten Klimawandel einzudämmen, soll die Staatengemeinschaft die globale Erwärmung durch umfangreiche Maßnahmen idealerweise auf 1,5 Grad, aber in jedem Fall auf unter zwei Grad reduzieren. Dabei bezieht sich der Grad der Erwärmung immer auf die globale Durchschnittstemperatur vor dem Industriezeitalter. Aktuellste Studien zeigen allerdings, dass die bislang getroffenen Maßnahmen noch nicht ausreichen, weshalb die Erwärmung bis 2100 voraussichtlich 2,7 Grad betragen wird.
Bye, bye Elfenbeinturm: dieses Konzept trägt die Handschrift der Karlsruher*innen
Kein Wunder, dass ein Klimaschutzkonzept mit seinem umfangreichen Maßnahmenkatalog zwar umfassend, aber erstmal wenig zugänglich wirkt. Neben all den Daten und Fakten zeichnet sich das Karlsruher Klimaschutzkonzept jedoch durch etwas aus, das auf den ersten Blick vielleicht nicht gleich sichtbar ist: Bereits die ersten Ideen zu den insgesamt 75 Maßnahmen im Konzept stammen aus Bürgerbeteiligungen und Arbeitskreisen, die seit 2017 engagiert daran mitgearbeitet haben, dass ein klimaneutrales Karlsruhe kein vager Wunsch bleibt, sondern mithilfe des Klimaschutzkonzeptes zu einem realistischen Ziel wird. Die Maßnahmen des Konzeptes wurden gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren und Fachleuten in den einzelnen Bereichen entwickelt. So wurde eine umfassende Grundlage geschaffen, um gemeinsam die vielen wichtigen kleinen und großen Schritte in Richtung Klimaneutralität zu gehen.
Maßnahme für Maßnahme zum Ziel
Das Konzept widmet sich fünf Bereichen, für die es eine Vielzahl von Maßnahmen definiert, die nun umgesetzt werden. Diese fünf Bereiche bilden zusammen den Maßnahmenplan, mit dem die Stadt Karlsruhe in Sachen Klimaschutz vorangeht. Dabei geht es um den Ausbau von Solarpanels oder die Sanierung von Gebäuden, genauso wie um die Bildung von Allianzen mit der lokalen Wirtschaft und Wissenschaft zum Klimaschutz, Umweltbildung an Karlsruher Schulen oder den Ausbau von Radwegen.

Wie viel CO2 bei jeder Maßnahme eingespart wird, ist dabei nicht immer allein maßgeblich. Denn auch soziale Aspekte, wie die Vernetzung von Unternehmen und die Verbreitung klimaschonender Dienste wie Car-Sharing, sind in dem Konzept berücksichtigt und leisten wichtige Beiträge für ein zukunftsfähiges Karlsruhe.
Alles im Blick: das Monitoring
Ergänzend zu den Inhalten im Klimaschutzkonzept sind vor allem die Monitoringberichte interessant. Schließlich lassen sich Ziele erstmal leicht stecken - entscheidend für den Erfolg des Konzeptes ist die Umsetzung der Maßnahmen. Wer sich erstmal einen allgemeinen Überblick wünscht, findet in dem aktuellen Monitoringbericht auch Übersichten zur gesamten Umsetzung der Maßnahmen nach Bereichen - und sieht schnell: es tut sich einiges. Mit Stand 2023 waren 78 Prozent aller Maßnahmen bereits in Umsetzung, darunter 25 Prozent sogar abgeschlossen oder als Daueraufgabe etabliert. Denn manche Ziele, wie beispielsweise ein klimaschonender Konsum, lassen sich nur mit dauerhaften Verhaltensänderungen umsetzen.
Die Berichte stellen aber auch einzelne Maßnahmen heraus und ihre Entwicklung transparent dar. So wurde zum Beispiel 2022 festgestellt, dass die Zahl der Photovoltaik-Balkonmodule von 54 (2021) auf 194 gestiegen ist. Damit wird sichtbar, welche Maßnahmen bereits greifen und wo dementsprechend erfolgreich CO2 eingespart wird. Wenn aus dem Monitoring hervorgeht, dass es an mancher Stelle nicht wie geplant voran geht, werden Maßnahmen neu ausgerichtet und angepasst.
Das Klimaschutzkonzept ist somit kein Dokument, das einen standardisierten Fahrplan auf dem Weg zur Klimaneutralität vorgibt. Es trägt die Handschrift der Karlsruher Bürger*innen sowie Expertinnen und Experten im Bereich Klimaschutz und ist individuell auf Karlsruhe zugeschnitten. Und es wird immer wieder auf den Prüfstand gestellt, um dynamisch bei den Herausforderungen der einzelnen Maßnahmen anzusetzen, diese bei Bedarf weiterzuentwickeln und individuell neu auszurichten.
Wer sich alles an der Umsetzung des Karlsruher Klimaschutzkonzeptes beteiligt und wie Karlsruher*innen an der Umsetzung mitwirken können, erklären die Artikel "Gemeinsam anpacken" und "Mitmachen leicht gemacht".